09 – Belle amie

Es ist bereits Mittagszeit. Ja, ich bin etwas spät dran mit meinem musikalischen Adventskalender. Den Song, den ich euch heute schenken möchten, musste ich vorher nochmals mastern und dann auf Bandcamp raufladen.

In unserer Welt wird vorallem Männern zugeschrieben, dass sie charmant, galant, verführend sein können. Wir nennen sie dann Casanova, Herzensbrecher, Charmeur, Bonvivant, Schwerenöter, Womanizer. Dass auch Frauen Eigenschaften einer Herzensbrecherin haben können ignorieren wir gerne. Das passt nicht in unser schematisches Weltbild.

Mit „Belle amie“ biete ich diesem Bild Gegensteuer und freue mich diebisch darüber, ein bisschen Aufruhr veranstalten zu dürfen. (Sofern dieses Lied überhaupt Aufruhr veranstalten kann.) „Belle amie“ ist ein Cover von „Bel ami“, den einige unter euch wahrscheinlich aus dem gleichnamigen Film kennen. Der Film wiederum basiert auf den Roman „Bel ami“ von Guy de Maupassant aus dem Jahre 1885.

Die Idee zu diesem Song kam mir während den Arbeiten zum Tanztheater-Stück „Darf ich bitten, Fräulein“, in dem ich selber die Rolle einer Herzensbrecherin, der Sängerin nämlich, einnehmen durfte. Die Rolle hat wirklich sehr viel Spass gemacht, hat sie doch einen Teil meines Ichs überproportional betont. Oder zumindest stelle ich mir das so vor…

Endlich, nach gut 3 Jahren komme ich dazu, „Belle amie“ zu veröffentlichen. Wahrscheinlich musste dieser Song auf den musikalischen Adventskalender 2011 warten, um endlich verschenkt werden zu dürfen. Alles hat seine Zeit. In dem Sinne, habt viel Spass damit.

Visuelles zum Stück gibt es hier: TeaserTrailerFotos

Und so viel Glück auf einmal gibts hier: http://aleksz.bandcamp.com/track/belle-amie

Moderne Troubadourin

 

08 – Maria

Über die Ahnen und ihre Bedeutung für mich habe ich bereits beim ersten Türchen geschrieben. Der heutige Song ist ebenfalls mit einer meiner Grossmütter verknüpft. Ich besitze nicht viele Erinnerungsstücke an meine Grosseltern und die paar wenigen Stücke sind allesamt Alltagsgegenstände von keinem finanziellen Wert. Dafür ist der ideelle und emotionale Wert um so höher.

So geschah es, dass mir eines Tages das kleine alte Gebetsbüchlein meiner Grossmutter in die Hände fiel. Zwischen den Seiten waren Heiligenbilder eingelegt. Zuerst haben es mir diese Bildchen angetan. Sie haben die Grösse von Panini-Sammelkarten, manche auch kleiner. Und offensichtlich hatten sich auch eine ganz ähnliche Funktion. Auf den Rückseiten entdeckte ich handgeschriebene Widmungen und andere Freundschaftsbeweise.

Doch dann blätterte ich ganz vorsichtig im alten, etwas mitgenommenen Büchlein und versuchte die alte Sprache zu verstehen. Das Gebetsbüchlein ist übrigens auf ungarisch, meiner Muttersprache. Und da ich als 7-jähriges Kind in die Schweiz zog, beherrsche ich die Sprache zwar für Alltagszwecke, die Feinheiten der Sprache aber verschliessen sich mir leider.

Das Büchlein so in den Händen haltend, erinnerte ich mich an meine Kindheit in Szabadka. Die Menschen damals waren sehr lebensbejahende fröhliche, aber die Heiligen, die Verstorbenen und die Traditionen sehr in Ehre haltende Zeitgenossen. Der Gang auf den Friedhof beispielsweise war mehrmals im Jahr Normalität und auch ich ging mit meinen Grossmüttern selbtsverständlich immer mit. So sprachen mich also die Zeilen im Buch „Üdvözlégy Mária, malaszttal teljes, az Úr van teveled,…“ an, wobei ich nicht sofort begriff, dass es sich hier um das altbekannte Ave Maria handelte.

Ich fragte mich, welche Bedeutung so ein altes Gebet heute noch haben kann, in einer Welt voller unruhiger, getriebener Menschen, mich oftmals nicht ausgenommen. Und so wurde es mir klar, dass das Gebet zwar alt ist, aber seine Bedeutung und Dringlichkeit in einem modernen technokratischen Kontext umso stärker wirken kann. Mit dem Song „Maria“ habe ich versucht, ein modernes Gebet zu schaffen. Der Gesang schwebt über das Fundament und soll an gregorianische Gesänge erinnern, der Beat aber ist treibend und schwer, fast schon bedrohlich und dazwischen winden sich kleine Melodien durch den Song.

Mein Song „Maria“ war zwar schon immer frei zum Download zu haben, aber zum heutigen Tag der „unbefleckten Empfängnis“ passt er perfekt. Um so mehr, als dass heute nicht gefeiert wird, dass Maria Jesus empfängt, sondern, dass „Maria vom ersten Augenblick ihres Lebens an vor der Sünde bewahrt (wurde)…“ damit sie die Mutter von Jesus werden und für uns Menschen ein gutes Wort bei Gott einlegen konnte. Und für mich persönlich ist „Maria“ einfach ein Stück Heimat. Geniesst den Tag, ob ihr ihn nun frei habt oder nicht!

Das Gebet auf deutsch und hier auf ungarisch und lateinisch.

Zum Download: http://aleksz.bandcamp.com/track/maria

Gebetsbüchlein mit Heiligenbildchen zum Sammeln

 

 

07 – Astronaut

Ein Brautpaar bat mich, an ihrer Hochzeit zu singen. Ich war natürlich sehr erfreut und habe zugesagt, dann aber hin und her überlegt. Was singt man an Hochzeiten für gewöhnlich? Stevie’s My cherie amour, Percy’s When a man loves a woman…? Nein, keines dieser Möglichkeiten schien mir passend. Und dann kam mir die Idee.

Die Braut war zu der Zeit schon schwanger und ich wusste aus ihren Erzählungen, dass das Brautpaar das noch ungeborene Kind als Astronauten bezeichnete. Das Bild ist ja auch wunderschön. Ähnlichkeiten von einem Embryo zu einem im All schwebenden Astronauten sind unverkennbar. Genau das war mir also Inspiration. Ich musste einen Astronauten-Song komponieren.

Als ich mich ans Piano setzte um zu arbeiten, hat sich die Energie des ungeborenen Kindes ganz stark bemerkbar gemacht. Bilder wirbelten in meinem Kopf umher, die Geschichte für den Song wurde mir soeben erzählt. Ich sah feuerrote Velos, ein Kind auf dem Skateboard und dem Snowboard, Kinderparties und Ballone. Aber vorallem sah ich eine liebevolle Freundschaft zwischen den Eltern und dem Kind, und ich sah ein weises Wesen voller Stärke und Liebe, das sich auf das Leben auf dieser Erde vorbereitete.
Ja, genau so musste der Song werden!

Heute vor 4 Jahren fand dann die Hochzeit statt, und ich sang den „Astronaut“ den Eltern vor. Dem Brautpaar hat es sehr gefallen, die Braut war zu Tränen gerührt, und dass hoffentlich nicht nur wegen den Hormonen. Und ich habe mich im Stillen beim kleinen Astronauten für die gute Zusammenarbeit bedankt.

Am 18.2.2008 kam dann der kleine Astronaut zur Welt. Ein Junge, wie irgendwie geahnt, aber nicht gewusst. Und heute darf ich Co-Gotti von Miguel sein. Thanks!

Astronaut zum Herunterladen: http://aleksz.bandcamp.com/track/astronaut

Auch ein Astronaut

Embryo-Foto: CC-BY-SA-2.5-2.0-1.0 Creative Commons Attribution-Share Alike 2.5-2.0-1.0 true true Contents 1 Summary 2 Sources for assessment of accuracy 3 Details about donation of image 4 Original Upload Log at Wikipedia 5 Upload log as Image:10 weeks pregnant. http://carregwenimages.com/10-weeks-fetus-pictures

Mashup mit Wald-Foto: Aleksz,  CC-BY-SA-2.5-2.0-1.0 Creative Commons Attribution-Share Alike 2.5-2.0-1.0

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