12 – Symphony for modest people

Als ich heute morgen die Tweets in meiner Timeline gelesen habe, war ich erstaunt, wie viele meiner Twitter-Freunde die Weihnachtsferien herbeisehnen, die Arbeitstage zählen oder sich gar frustriert über den Montag äussern. Meldungen, wie „Nur noch 10 Mal ins Büro gehen“, „Die letzten 3 Montage in diesem Jahr schaffen wir auch noch“, „Beginn der 5-Tages Frustration“ und ähnliche nahmen mir eher die Luft, als dass ich über sie hätte schmunzeln können. Plötzlich kam mir der Gedanke, dass wir so oft in der Zukunft und in der Vergangenheit leben, und es nur sehr selten schaffen, im Hier und Jetzt zu ruhen.

Ja, wenn ich eine Million Franken hätte, dann…. Ja, wenn die Weihnachtsferien endlich da sind, dann….Ja, ab 2012 werde ich nur noch….Ja, früher war es viel besser, weil…Ja, früher da waren die Menschen noch….

Neue Woche, neues Glück. Neues Jahr, neues Glück. Wie oft sagen wir uns das? Wie oft fangen wir von vorne an und denken, dass jetzt alles besser wird, leben zukunftsgerichtet und verpassen, den Augenblick zu geniessen? Denken wir wirklich, dass ausgerechnet der 1. Januar eines neuen Jahres etwas verändern wird? Kann es nicht auch mal ein 17. Juni sein? Oder ein Mittwoch, statt ein Samstag? Und überhaupt, was genau erwarten wir, das sich ändern soll? Und wenn sich was ändern soll, warum warten wir dann? Warum verändern wir es nicht einfach? Egal an welchem Tag eines Jahres, egal in welcher Stunde eines Tages.

Den Song „Symphony for modest people“ habe ich all den Leuten gewidmet, die still und leise und bescheiden an ihrer Berufung arbeiten, ihre Aufgaben erledigen jenseits einer Medienpräsenz, jenseits von Anerkennung und Bewunderung, jenseits von Zeit und Leistungsdruck. Auch mir fällt es zuweilen schwer, diesen Zustand zu erreichen und ihn dann auch eine Weile lang halten, aber dieser Zustand stellt meiner Meinung nach die wahre Demut dar, die wir unserer Existenz und unserer Umgebung gegenüber aufbringen müssten. Aber die Demut erfordert viel Übung und vor allem Erkenntnis, dass sich das Leben genau jetzt abspielt.

Hier ist der Song für den Moment: http://aleksz.bandcamp.com/track/symphony-for-modest-people

In manchen Ländern werden noch solche bescheidenen Fahrzeuge gefahren

 

 

11 – Nid dunkel wärde

Ganz ehrlich, ich verstehe die Menschen, die Stimmungsschwankungen aufgrund der Jahreszeiten oder des Wetters haben. Manchmal habe ich das auch.

Wenn ich heute aus dem Fenster schaue, dann sehe ich höchstens 5 Meter weit. Der dichte Nebel nimmt mir die Weitsicht, schränkt meine Expandierlust ein. Die Storen lasse ich unten. Keine Lust, sie raufzuschieben. Es ist Sonntag, der 3. Advent und ich hänge in den Seilen.

Ob wir nun religiös sind oder nicht, ob wir einen Glauben haben oder nicht und wenn ja, welchen oder welchen nicht, ändert nichts an der Tatsache, dass wir in der Adventszeit alle nur noch auf die Weihnachtstage warten, egal aus welcher Motivation heraus. Und doch verbindet uns in diesen Tag meiner Meinung nach eines: das Erleben des Lichtes und die Erlösung unserer Leiden durch das Licht. Und ich meine das nicht im religiösen Sinne, sondern ganz profan: die düstere spätherbstliche und winterliche Jahreszeit schlägt uns auf das Gemüt. Wir vermissen die Sonne, im Innen wie im Aussen.

In der letztjährigen Adventszeit habe ich den Song „Nid dunkel wärde“ (Nicht dunkel werden) aufgenommen. Als Aufhänger und als Inspiration hat mir der Ausspruch des 3-jährigen Astronauten gedient. Mit „nid dunkel wärde“ hatte er das Display des iPhones direkt angesprochen. Wenn er nämlich zu lange inaktiv war, drohte sein Smartphone-Spiel hinter dem dunklen Bildschirm zu verschwinden. Und er wusste, dass sein Spiel nur dank dem Licht funktionieren kann. In diesem Sinne befahl er dem Display, das Licht nicht ausgehen zu lassen. Nöte und Sorgen eines 3-Jährigen! (Wenn der Junge so weiter macht, dann wird er noch zum Popstar!)

Unsere erwachsenen Nöte und Sorgen sind nicht anders, als die der Kinder. Wir wissen, ohne Licht funktioniert unser „Spiel“ auf dieser Erde nicht. Und so wünsche ich uns allen heute, erfolgreiches Bewahren unseres Lichtes. Ich weiss, wir können es!

Das Licht spendende Lied hilft hier: http://aleksz.bandcamp.com/track/nid-dunkel-w-rde

Hinter dem Nebel könnte sich das Licht verstecken.

 

 

10 – Flowers

Heute ist ein besonderer Tag. Einerseits gedenken wir der Allgemeinen Erklärung der Menschenrecht, die am 10. Dezember 1948 durch die UNO verabschiedet wurde. Andererseits wird heute am Todestag von Alfred Nobel in Stockholm die Nobelpreisverleihung stattfinden. Dass der Friedensnobelpreis 2011 diesmal an drei Frauen geht, die sich in einem friedlichen Kampf für Frauenrechte einsetzen, ist weiterhin ein Beweis dafür, dass die Wahrung der Menschenrecht nach wie vor ein Thema ist. Leymah Roberta Gbowee und Ellen Johnson-Sirleaf aus Liberia sowie Tawakkul Karman aus dem Jemen erhalten die Auszeichnung meiner Meinung nach insbesondere für ihren Mut, sich gegen Gewalt, Diskriminierung und Unmenschlichkeit zu stellen, auch wenn ihr eigenes Leben dadurch in Gefahr ist. Denn es braucht immer Mut, sich auf die Seite der Schwächeren zu stellen und für ihre Rechte einzutreten. Wann haben wir uns so richtig für die Schwächeren eingesetzt? Und wie oft schauen wir einfach weg und bleiben stumm?

Ich setze mich gern und häufig für die Schwächeren ein, denn etwas was mich schon immer zur Weissglut treibt ist die Ungerechtigkeit. Und doch schaue auch ich oft weg, weil mir manchmal die Kraft fehlt, die Welt verändern zu wollen. In unserer Wohlstandsgesellschaft mutet der Kampf gegen Ungerechtigkeiten oft auch anachronistisch an. Wie leicht fällt es uns, die Menschen, die vermeintlich gegen Windmühlen kämpfen, zu belächeln. Uns geht es ja allen gut. Was beklagen wir uns denn!

Mit „Flowers“ lehne ich mich trotzdem gegen Rassismus, Homophobie, Fanatismus und Intoleranz auf. Dabei hat der Song bewusst zwei Seiten: einerseits ist es ein durchaus fröhlicher Song, der Text ist etwas verschlüsselt und verletzt niemanden im speziellen, das Video zum Song ist lustig. Aber die Ernsthaftigkeit der Message zieht sich wie ein roter Faden fast unhörbar durch. Vielleicht macht ihr mal das Experiment, euch den Song einmal mit und einmal ohne Video anzuhören. Berichtet mir doch bitte von euren Erfahrungen.

Hier ist das Video zu „Flowers“: www.youtube.com/watch?v=HTRZJDTNpIk

Für alle Blumen, Bäume und Sträucher: http://aleksz.bandcamp.com/track/flowers

„Colours are the spice of God“

 

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